Erik Jansen, Förster auf Schiermonnikoog
„Ich wohne und arbeite seit 2000 auf Schiermonnikoog. Erst als Naturführer beim Besucherzentrum, und nun als Förster für den Verein von Naturschutzgebieten. Dass man innerhalb von zwei Minuten von zuhause in einem der attraktivsten Naturschutzgebiete Europas ist, finde ich das schönste an Schiermonnikoog. Dazu ist das Gebiet unglaublich abwechslungsreich. Bei einer Radfahrt von nur einer Stunde erblickt man zwei verschiedene Meere, stäubende Dünen, einen unermesslichen Strand, dunkle Kiefernwälder und ein lila blühendes Deichvorland. Ich kenne keine andere Stelle wo man in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Landschaften sehen kann.
Am eindrucksvollsten finde ich den Vogelzug. Nirgends erlebt man diesen so gut wie auf den Nordseeinseln. Es kann sein, dass alle Sträucher an einem Tag voller Rotkehlchen sind. Am nächsten Tag sind diese wieder weg geflogen und wimmelt es auf den Rasenflächen im Dorf von Amseln. Auch die Sandplaten im Süden der Insel sind spektakulär. Für Vögel sind diese Platen die wichtigsten Rastplätze auf der Reise zwischen dem Überwintergebiet in West-Afrika und den Brutgebieten in Sibirien. Im Frühjahr und im Herbst kann man enorme Schwärme von Schnepfenvögeln und Regenpfeifern über dem Watt beobachten. Atemberaubend!
Für hunderttausende Vögel ist Schiermonnikoog ein unentbehrlicher Zwischenstopp. Wenn sie hier nicht genügend Futter finden, können sie ihre Reise nicht bis zum Ende antreten. Ich bin äußerst stolz darauf, dass ich beim Schützen des nahrungsreichen Wattenmeeres und der Dünen, voller Beeren und Insekten, mithelfen darf.
Die schönste Stelle der Insel finde ich den alten, grünen Deich an der Ostseite der Westerplas. Hier schaut man auf einige Lehmkuhlen, wo im April der Fieberklee üppig blüht. Im Sommer übernehmen der gewöhnliche Blutweiderich und der Wiesen-Alant die Farbenpracht. Die kleinen Teiche sind ideal für einen „Schnellkurs Enten-erkennen“. Pfeifenten, Löffelenten, Krickenten und Schnatterenten sind häufig zu beobachten. Im Schilfgürtel gibt es eine Löffler-Kolonie. Diese tropischen weißen Vögel pendeln, oft genau über die Menschen hinweg, zwischen dem Watt und der Westerplas. In der Dämmerung kann man sich beim Quaken der Kreuzkröten kaum noch unterhalten. Kurzgesagt: wenn Sie sich hier nicht wohlfühlen, fühlen Sie sich nirgends wohl.“